08
Apr

Vor einigen Jahren erzählte eine Teilnehmerin meines Trainings „Krisenmanagement für Projektmanager“ folgendes, als wir über Erfahrungswerte zu „Projekten in der Krise“ sprachen: Sie, nennen wir sie Frau M, hätte über Monate ein wirklich schlimmes Projekt geleitet, welches sie an ihre Grenzen gebracht habe. Dann sei ihr Chef – seines Zeichens ein Multiprojektleiter, der ca. 25 Kollegen parallel gesteuert habe – mit einer motivierenden Botschaft auf sie zugekommen: Es würde sich definitiv lohnen, wenn sie am Ball bliebe, und das Projekt sauber beende. Darauf könne sie sich verlassen.

Meine Teilnehmerin wusste nun, dass sich ihr Durchbeißen lohnen würde. In der Vergangenheit hatten Kollegen bereits Prämien von 1.000 Euro erhalten, ohne dass eine derart gehaltvolle Ansage ihres Chefs gemacht wurde. Insofern rechnete sie mit mindestens 2.000 Euro Prämie. Im Gespräch mit ihrem Mann kam auch der Betrag von 5.000 Euro zur Sprache, und was man damit alles Schönes anstellen könnte. Der Begriff Weltreise fiel.

Nach zwei Monaten hatte Frau M das Projekt endlich erfolgreich zum Abschluss gebracht. Auf der dann folgenden Projektleitersitzung bat ihr Chef sie dann nach vorne, um dies feierlich zu verkünden: „Unsere liebe Kollegin hat es geschafft… Wir alle können sehr stolz auf sie sein… Daher darf ich an dieser Stelle feierlich verkünden, dass ich sie zu meiner neuen Stellvertreterin mache. Herzlichen Glückwunsch, Frau M!“ Kurze Stille. „Was?? Nein!! So eine Tätigkeit mache ich nie wieder!!!“ entwich es meiner Teilnehmerin… Die Sitzung ging dann auch ziemlich schnell und „awkward“ zu Ende, wie sie sagte…

Was ist da passiert? Von welcher Annahme ging der Chef aus, der sich schon seit einiger Zeit nach einer würdigen Nachfolgerin umschaute?

Wann haben Sie zum letzten Mal einen Menschen gefragt, was ihn motivieren könnte, wenn Sie ihn motivieren wollten?