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Mrz

Konflikte sind der Motor des Lebens und der Evolution. Ohne Konflikte wäre Stillstand, gäbe es keine
Entwicklung und am allerwenigsten gäbe es uns, den Menschen.

Konflikte sind allgegenwärtig.

Der Konflikt zwischen einem Löwe und einem Zebra, führt dazu, dass entweder der Löwe überlebt,
etwas zwischen seine gewaltigen Kiefern bekommt und Nahrung für seine kleine Familie großer
Katzen erobert.

Oder der Konflikt führt dazu, dass das Zebra überlebt und mit seiner Überlebensstrategie für
weiteren Nachwuchs sorgt und vielleicht ein anderes, schwächeres Mitglied der Herde dran glauben
muss.

Auf jeden Fall sorgt der Konflikt für Bewegung, für Dynamik. Er hilft beim Überleben und dem
täglichen kleinen und evolutionären Weiterentwicklungen.

Konflikte rühren von unterschiedlichen Interessen, Temperamenten, Überzeugungen und
genetischen wie sozialen Dispositionen her.

Konflikte sind aber nur dann existent, wenn solche unterschiedlichen Positionen auf einander treffen.
Dann entsteht aus unterschiedlicher Überzeugung oder unterschiedlichem „Was auch immer“ ein
akuter Konflikt.

Das heißt Konflikte sind immer da, entstehen überall und zu jeder Zeit beim Aufeinandertreffen von
Unterschieden.

Gäbe es keine Konflikte, nur Harmonie und Ruhe, dann wäre es furchtbar langweilig, unerträglich.
Das riesige Potenzial, das in Konflikten steckt, dass durch den Unterschied entsteht, der nach einer
Auflösung drängt, bietet die Energie, eine Veränderung zu schaffen.

Das kann auf verschiedene Weise passieren, entweder du wirst verändert oder du veränderst aktiv
und gestaltest den Veränderungsprozess, der beim Auflösen eines Konfliktes immer entsteht.

Konflikte suchen sich Bahn, suchen sich einen Weg und lösen sich auf. Das passiert immer. Das ist die
Natur der Dinge.

Wenn meine Strategie darin besteht, einem Konflikt aus dem Weg zu gehen, kann das gelingen. Dann
gehe ich vielleicht einen einfacheren Weg und bin vielleicht auch etwas klug, wenn ich aus Erfahrung
weiß, dass dieser Konflikt sich nicht in einer für mich sinnvollen Weise auflösen lässt. Dann muss ich
aber dem Konflikt so richtig weit aus dem Weg gehen, dass er gar nicht mehr existiert. Dass die
unterschiedlichen Interessen oder Überzeugungen gar nicht mehr aufeinander prallen. Das kann
mitunter eine gute Strategie sein.

Aber sie ist leicht zu verwechseln mit Bequemlichkeit mit Angst oder Feigheit, sich einem Konflikt zu
stellen. Denn wenn es in Wahrheit gar nicht so ist, dass ich dem Konflikt tatsächlich aus dem Weg
gehe, sondern ihn nur versuche zu ignorieren, ihn auszusitzen, ihn zu überspielen, dann bleibt der
Konflikt bestehen. Und er wird sich Bahn brechen. So oder so.

Wenn ich einen Konflikt nicht angehe, sondern versuche mich zu drücken, dann habe ich zwei riesige
Nachteile.

Erstens ich entledige mich aller Chancen, die das Potenzial des Konfliktes birgt.

Und zweitens bin ich nur noch Objekt der Konflikt-Entladung. Das Gesetz des Handelns ist nicht mehr
in meiner Hand.

Je länger ein Konflikt verdrängt und zur Seite geschoben ist, desto schwerer ist er in einem
vernünftigen Prozess nutzbar zu machen. Desto höher ist die Gefahr, dass der entstehende Schaden
allen Nutzen übersteigt, dass am Ende nur Scherben überbleiben, wo doch etwas Neues hätte
entstehen können.

Der Konflikt ist da, die Energie, die in dem Unterschied der Positionen steckt, ist da und kann genutzt
werden.

Was muss ich tun, um da Potenzial des Konfliktes zu nutzen:

Ich muss zunächst eine initiale Energie aufbringen. Das kostet Mühe. Ich muss mich mit dem Konflikt
befassen. Er ist für mich eine Chance. Ich will ihn verstehen.

Ich werde zuhören. Zuhören um zu verstehen, nicht um zu antworten. Nicht um zu argumentieren.
Nur um zu verstehen. Das ist da wichtigste.

In vielen Verhandlungen habe ich erlebt, dass es wichtig ist, zu verstehen, was treibt den
Konfliktpartner wirklich an. Was sind seine tatsächlichen Befürchtungen, was will er wirklich
erreichen. Und auch ich muss, von Fassaden und vorgeschobenen Zielen befreit, erklären können,
was ist mir am Ende des Tages wichtig.

Wenn beide Konfliktparteien sich verstehen, dann ist die Basis vorhanden, dass ein Weg, der die
grundlegenden Interessen des jeweiligen anderen so gut es geht berücksichtigt, gefunden wird.

Das die Erkenntnis obsiegt, dass ohne ein gemeinsames Vorgehen, dieser Weg, nicht beschritten
werden kann. Mit dem gegenseitigen Verständnis, kann dann ein Optimum erreicht werden.

Auch ein Streit mit einem klaren Sieger und einem ebenso klaren Verlierer ist eine Option. Und nicht
immer die schlechteste.

Aber das gilt es zwei Überlegungen anzustellen.

Erstens gibt es vielleicht nicht den Sieger und den Verlierer, sondern nur zwei verletzte Krieger, die
beide ihre Ziele keineswegs erreicht haben.

Und vielleicht ist meine nüchterne eingeschätzte Chance, als Sieger vom Platz zu gehen, und die mit
solch einem Sieg immer verbundenen Folgekonflikte ebenfalls alle zu gewinnen, doch nicht wirklich
so hoch.

Soweit so gut. Angst vor Konflikte ist jedenfalls nicht die Lösung.
Und um Konflikte zu schüren oder zu schaffen, muss man schon sehr genau wissen, was man tut.

 

Passendes Seminar: “Ein Herz für Konflikte”